FABRIDOEN

Das Ensemble Fabridoen hat seine Wurzeln in Flandern, der Ursprungsort der französisch-flämischen Tradition der Vokalpolyphonie. Der Name des Ensembles hat eine sehr bemerkenswerte Geschichte; gegen Ende des Mittelalters kommt es zu einer neuen, von den Burgundern eingeführten Kompositionstechnik, die als Fauxbourdon-Bass bezeichnet wird. Auf dieser Basis entwickelte sich eine völlig neue musikalische Welt, deren bedeutendste Komponisten, die mit dieser Technik arbeiteten, in Flandern zu finden waren. Da jedoch nur die Bourgeoisie und die Gelehrten in Flandern des Französischen mächtig waren, stellte das schwer aussprechbare Wort Fauxbourdon das übrige Volk vor ein Problem. Dies zu lösen wurde eine niederländische Variante des Wortes geboren: Fabridoen. Vor kurzem erst wurde das Wort in einem Reisetagebuch des niederländischen Pilgers Jan Goverts, der ein Konzert beschrieb, das er auf seinem Weg nach Jerusalem gehört hatte, wiederentdeckt.

 

„Im Laufe der Geschichte wurde dieses Wort vergessen, doch nun möchten wir es, zusammen mit der wundervollen Musik dieser Zeit, wieder zum Leben erwecken.“

 

Das Ensemble setzt sich aus einer Sopranistin, einer Renaissanceflötistin und einem Lautenisten zusammen. Dies ist in der Tat eine sehr häufige historische Besetzung, die sich auf vielen Gemälden der Zeit wiederfindet. Nicht nur in der Instrumentierung folgen die Musiker dem Ideal der Authentizität, sondern auch durch das Musizieren aus den originalen Faksimiles und eigenen Intavolierungen, um die Musik auf die bestmögliche Weise darzubieten. Durch ausführliche Notationsforschung versuchen sie sich der ursprünglichen Praxis anzunähern. Sowohl die Auslegung des Textes, als auch des Kontexts und der zugrunde liegenden Bedeutung der Vokalwerke, bilden für die Musiker einen elementaren Bestandteil der Erarbeitung, um in die Aufführung mehr Tiefe zu bringen. Jole De Baerdemaeker studiert ihrerseits mit großer Leidenschaft die historische Aussprache der französischen und niederländischen Sprache dieser Zeit. Da diese Musik eng mit den Farben der Sprache verwoben ist, hat die authentische Phonetik maßgebliche Einflüsse auf die totale Klangsprache.

 

Das Ensemble Fabridoen lässt die französisch-flämische Renaissance mit ihrer intimen Annäherung an die wundervollen Farben von Sprache und Klang wieder aufleben.


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ELIAS CONRAD

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Elias Conrad Pfetscher
Elias Pfetscher